Etwas ahnungslos habe ich mich letzte Woche spontan zu Judith Peters’ neuer Blog-Challenge „Blog Your Purpose“ angemeldet. Noch nicht wissend, dass ich mich mit einer der größten Fragen überhaupt würde auseinandersetzen müssen.

Erinnerst du dich an Daenerys Targaryen aus „Game of Thrones“? Die mit den schönen Haaren und den tausend Titeln à la „Sprengerin der Ketten“?!
Auch wenn meine „Titel“ sicherlich nicht so anmutig und klangvoll sind, fallen mir dennoch eine ganze Menge ein: Ich bin Mutter, Tochter, Ehefrau, beste Freundin, Leserättin, Wortspielerin, Formulierungskünstlerin, Musikliebhaberin, Festival-Besucherin, Kontaktsuchende, Kontaktfindende, Kommunizierende, Sprachenthusiastin, Beraterin, Diskussionspartnerin, Tänzerin, Schwiegertochter, Netzwerk-Liebhaberin, Wertschätzerin, Ausprobiererin … Und vieles mehr. Beruflich bin ich als Lektorin Ansprechpartnerin, Feedback-Geberin, Optimiererin, „Geburtshelferin“, Fehlersucherin, Rotstift-Ansetzerin, Fragenstellerin und Gratulantin, wenn der Text so „richtig“ das Licht der Welt erblickt (oder in überarbeiteter Fassung erneut veröffentlicht wird).

Aus all diesen Titeln, Rollen, Liebhabereien und „natürlichen Positionen“ die eine, MEINE, Bestimmung herauszufiltern, hat mich zu Beginn der Challenge unheimlich unter Druck gesetzt.
Ich bin nicht Harry Potter oder Prince (inzwischen King) Charles.
Beide haben nach den fünf Purpose-Quellen, die Judith für uns identifiziert hat, ihre Bestimmung von Geburt an. Damit kann ich leider nicht dienen.

Während also die „Blog Your Purpose“-Challenge in vollem Gange war, bin ich auf ein grandioses Musikfestival gefahren und habe dort fünf Tage lang alles Andere ausgeblendet und mich ganz auf das Hier und Jetzt konzentriert. Und das war genau das Richtige. Denn als begnadete „Zerdenkerin“ stand ich in puncto dieses Blogartikels vor einer kilometerhohen Denkblockade.

Blog Your Purpose

Nun, wieder zurück aus Leipzig bin ich dem Ganzen ein großes Stück nähergekommen. Ich habe verstanden, was ich in der Welt bewirken kann und vor allem WILL. Spoiler: es ist nicht DIE EINE Bestimmung, denn mein Leben bietet so viel mehr! 💖🥰

Meine verlorene Bestimmung: Stimmlich berühren

Als ich 12 Jahre alt war, hatte ich keine Lust mehr auf den Gitarrenunterricht. Ich übte zu selten und wurde nicht besser. Es entstand keine Melodie, sondern immer nur eine Abfolge an Akkorden. Ich beschloss, zum Gesang zu wechseln. Und ich liebte es. Musik war schon immer ein Lebensinhalt für mich und durch das Singen konnte ich meinen Stimmungen und Emotionen Ausdruck verleihen. Ich hatte insgesamt sieben Jahre lang Unterricht. Ich war gut und es tat mir gut. Ich dachte immer wieder daran, mir eine Band zu suchen. Das Ganze hatte nur einen großen Haken: Ich hasste es, auf der Bühne zu stehen. Meine innere „Rampensau“ ist nie zum Vorschein gekommen und ich habe mich davon in die Flucht schlagen lassen. Irgendwann habe ich beschlossen, dass ich es nicht erzwingen muss, wenn es mir so viel Unbehagen bereitet. Seither bescheide ich mich damit, bei Konzerten die Bands anzufeuern und lautstark mitzusingen 😊
Geholfen hat mir dabei auch, dass ich „stillere“ Wege gefunden habe, um meinen Emotionen Ausdruck zu verleihen. Das geschriebene Wort allen anderen voran ❤.

Meine Wirkung als soziales Wesen: Kommunikation, Bereicherung, Bestärkung

Ich liebe es, zu kommunizieren. Das ist eine meiner großen Stärken. Und daraus möchte ich eine Bereicherung für meine Mitmenschen schaffen. Privat, persönlich und beruflich. Für und mit Menschen, die mir begegnen, will ich Leidenschaften teilen, mich austauschen. Und das immer sehr viel lieber persönlich als nur per Social Media. Deshalb engagiere ich mich momentan in meinem Berufsverband, dem Verband freier Lektorinnen und Lektoren e. V. (VFLL), dafür, uns mit einem spannenden Stand auf der kommenden BuchBerlin zu präsentieren. Um dort interessierten Autor*innen näherzubringen, warum ihre Bücher immer von einem Lektorat profitieren. Um Fragen zu unseren Tätigkeiten zu beantworten – denn die sind vielfältig. Um neugierigen Neu-Lektor*innen zu erzählen, wie sie in unserem Verband Mitglied werden können.

Meine Sedcard für den VFLL

Seit etwa anderthalb Jahren bin ich auch Teil des Unternehmerinnen-Netzwerkes Tempelhof-Schöneberg in Berlin. Vor ein paar Wochen habe ich im Rahmen eines Netzwerktages während des Frauenmärzes einen Vortrag gehalten. Mein Thema: „Häufige Website-Fehler und wie sie behoben werden können“. Es hat mich einiges an Überwindung gekostet, mich soweit aus meiner Komfortzone zu bewegen. Aber ich habe es durchgezogen. Vor etwa 40 motivierten Unternehmerinnen gesprochen und ihnen einige wertvolle Einblicke in meine Arbeit gegeben. Das durchweg positive Feedback und die vielen wertschätzenden Gespräche im Anschluss haben mich für all die Aufregung im Vorfeld mehr als „entschädigt“. Das war ein tolles Gefühl und hat mir gezeigt, dass mein Engagement etwas bewirkt.
Ich will also Teil von etwas sein. Ein Teil, der bereichert, bestärkt und wertschätzt. In meiner Familie, in meinen Netzwerken, in meinen Beziehungen zu Kund*innen, in meinem Freundeskreis, in meinem Berufsverband, für meine Kolleg*innen.

Freies Denken, Wertschätzung, Humor und die Liebe zur Musik: Das will ich als Mutter für meinen Sohn bewirken

Die Begleitung meines Sohnes ist definitiv eine der wichtigsten Bestimmungen in meinem Leben. Das ist erfüllend und anstrengend gleichermaßen. In seinen Worten: „Phänomenabel!“
Was ich als Mutter bewirken will, ist einfach zu sagen und oft genug schwer umzusetzen: Ich wünsche mir, dass er SEINEN Weg in dieser Welt findet! Was ich und mein Mann ihm dabei mitgeben, ist ein unverwechselbarer Sinn für Humor, denn wir lachen viel in unserer Familie und feiern uns auch dafür. Wir fördern und unterstützen ihn in seinen Fähigkeiten und Interessen. Und wir zeigen ihm, dass Mama und Papa ab und zu auch ihr eigenes Ding machen müssen, damit unser Alltag harmonisch bleibt. Und inzwischen ist er alt genug, um ihn auch mal mit auf ein Konzert zu nehmen. Denn was den Musikgeschmack angeht sind wir alle (noch) auf einer Wellenlänge 💖💖💖
Ich hoffe, dass es uns gelingt, unseren Sohn weiterhin darin zu bestärken, sich selbst eine Meinung zu bilden. Zu hinterfragen, zu diskutieren. Mit uns kann er das bereits äußerst gut 😊

Selbstbestimmt leben – selbstständig sein

Mein Weg bis heute verlief nie geradeaus, sondern immer in Kurven. Oft mit Stolpersteinen und noch öfter gebremst vom eigenen „Zerdenker“-Virus. Als ich mich 2021 als freie Lektorin selbstständig gemacht habe, war das die Konsequenz nach jahrelangen Bewerbungsgesprächen, Coachings und Verzweiflungsmomenten, weil sich trotz Abitur, Ausbildung, sehr gutem Studienabschluss und mehreren Weiterbildungen in Social Media und Online Marketing einfach kein passender Job finden ließ. Nach langen Verhandlungen mit mir selbst und vielen Gesprächen mit meinem Umfeld beschloss ich, mich von diesem System unabhängig zu machen und mir meinen Traumjob als Lektorin selbst zu ermöglichen. Glücklicherweise war und bin ich dabei niemals allein!

Ich habe und will mir selbst weiterhin beweisen, dass ich das, was ich will auch tun kann. Ich will mir selbst aufzeigen, dass ich Situationen und Umstände tatsächlich SELBST verändern kann. Und dass ich sie so gestalten kann, wie sie für mich und meine Bedürfnisse passen. Das ist eine Lebensaufgabe. Immer und immer wieder. Jeden Tag aufs Neue. Es ist ein steiniger Weg. Aber er lohnt sich. Denn so kann ich all die Dinge und Aufgaben, die mir wichtig sind, unter einen Hut bringen.

Bestimmung und Berufung? – Was ich als Lektorin bewirken will

Mehr grandiose Texte in die Welt begleiten! Und das unabhängig davon, ob es sich um ein Sachbuch, einen Roman, Texte für die Website, einen Blogartikel oder eine Bewerbung handelt. Denn einfach jeder Text profitiert von einem professionellen Lektorat. Und jeder Text hat in meinen Augen das Potenzial, etwas zu verändern!

Dafür sollte er fehlerfrei sein. Doch reine Korrektorate sind für mich noch keine Erfüllung. Mache ich auch. Aber: Ich will mit Inhalten arbeiten! Sie verständlicher, lesbarer, nachvollziehbarer machen. Sodass sie ihre jeweilige Zielgruppe erreichen.

Sinnbild für eigentlich mentale Arbeit: Ich und mein Rotstift

Dabei ist die Überarbeitung von Website-Texten natürlich etwas völlig anderes als das Lektorat eines Romans. Und auch die Wirkung meiner Arbeit ist eine gänzlich andere. Beim Website-Lektorat ermögliche ich meinen Kund*innen vorrangig, sich selbst auf andere Business-Aufgaben zu konzentrieren, während ich ihre Texte nach ihren Wünschen überarbeite. Ich bewirke also einerseits Zeitersparnis, weil danach nicht mehr allzu viel erledigt werden muss. Also im Idealfall. Andererseits bewirke ich mit dieser Arbeit ein gutes und sicheres Gefühl bei meinen Auftraggeber*innen, weil die Website hinterher fehlerfrei, verständlich, aussagekräftig und übersichtlich ist.

Die Arbeit an fiktiven Texten gestaltet sich ganz anders. Auch hier bin ich Mittelsfrau zwischen Lesenden (= Zielgruppe) und Schreibenden. Aber meine Aufgabe besteht vor allem darin, Vorschläge zu machen, wie eine Geschichte spannender werden kann. Oder darin, das Verhalten und die Darstellung der Figuren zu prüfen. Oder darin, Kontinuität, Stringenz und Einheitlichkeit herzustellen, logische Brüche aufzudecken oder lose Handlungsstränge aufzuspüren. Ich gebe dem Autor oder der Autorin objektive Rückmeldung und Werkzeuge an die Hand, mit denen sie ihre Geschichten so verbessern können, dass sie später auch gelesen werden. Und nicht irgendwo verstauben. Das wäre schade, denn einen fesselnden Roman oder eine berührende Kurzgeschichte zu schreiben, ist etwas so Großes!

Momentan stehe ich noch an dem Punkt, an dem ich nicht ganz sicher bin, WELCHE Texte genau mein Schwerpunkt sein sollen. Doch ich nehme mir die Zeit, mich weiterzuentwickeln und immer klarer darin zu werden, wie ich mich positionieren will. Ich habe gelernt, dass auch Positionierung oft temporär ist und sich – ebenso wie die Bestimmung – verändern kann und darf.

Was ich der Welt hinterlassen möchte

Extrem schwierige Frage. Oder? Auf alle Fälle werde ich der Welt einen wunderbaren Menschen hinterlassen, der sie bereichern wird. Wie, das wird sich herausstellen. Außerdem möchte ich mir meinen Lebenstraum erfüllen und irgendwann selbst ein Buch schreiben!! Ideen gibt es einige …

Auf „Blog Your Purpose“ gebracht hat mich übrigens meine Kollegin Kerstin Salvador, die ebenfalls mitgemacht hat. Also: Danke, Kerstin! 💖
Angefeuert durch diese Challenge möchte ich zukünftig endlich viele schöne, hilfreiche, persönliche und fachliche Blogartikel hinterlassen. Solche, die Fragen rund um knifflige Sprachprobleme beantworten. Oder solche, die einfach unterhaltsam sind. Oder aber solche, die mehr Einblick in die Arbeit mit Texten bieten. In jedem Fall aber solche, die meine Kreativität beflügeln und bereichernd oder erhellend wirken! 😊